Was ist Sexismus?
"Im Sexismus werden biologisch-sexuelle Merkmale als absolute Unterschiede gesetzt und in deterministischer Weise mit einer Reihe von (realen und fiktiven) biologischen und kulturellen Eigenschaften in Verbindung gebracht, um zwei dem Wesen nach verschiedene Kategorien des Menschen, nämlich Männer und Frauen, zu bezeichnen. Anders gesagt werden Unterschiede im biologischen Geschlecht (sex) zur Grundlage für die Konstruktion des sozialen Geschlechts (gender) gemacht. Weiblichkeit und Männlichkeit werden als eine Ansammlung essentiell unterschiedlicher, Männer und Frauen innewohnender Eigenschaften dargestellt, aus denen man Schlüsse für ihre jeweilig unterschiedliche, Männern und Frauen innewohnende Eigenschaften dargestellt, aus denen man Schlüsse für ihre jeweilig unterschiedliche Teilhabe an ökonomischen und politischen Verhältnissen zieht. Von daher ist das soziale Geschlecht eine gesellschaftliche Konstruktion(Barret), mittels derer Männer und Frauen als der Natur nach unterschiedliche Kategorien von Personen dargestellt werden. Sexistische Argumentationen behaupten darüber hinaus, daß diese angenommenen Unterschiede die andersgeartete und abwertende Behandlung von Frauen erklären und rechtfertigen." (Miles Rassismus, S.117)
"Eine Grundlage für die Verknüpfung von Sexismus und Rassismus besteht in der biologischen Fähigkeit der Frauen, Kinder zu gebären. Daß diese Fähigkeit einer gesellschaftlichen Bedeutungskonstruktion unterlag und daß die Aufgabe der familiären Kindererziehung den Frauen zugewiesen bleibt, hat dazu geführt, daß Frauen in mannigfachen historischen Zusammenhängen von einer Vielzahl ökonomischer und politischer Tätigkeiten ausgeschlossen wurden. Ein Folge dieser Ausgrenzung bestand darin, Frauen als Gebärmaschinen darzustellen und ihr diesbezügliches Funktionieren zu garantieren. Dies verbindet sich in höchst bedeutsamer Weise mit dem Prozeß der Rassenkonstruktion, weil die biologische Reproduktion zentraler Bestandteil der Aufgabe ist, für die Reproduktion von "Rassen" zu sorgen. Überall dort, wo Migrationsprozesse und eingewanderte Bevölkerungen rassisch konstruiert werden, haben alle Klassen beträchtliche Besorgnis über die möglichen Folgen für die Frauen laut werden lassen, um die sogenannte "rassische Entartung" zu verhindern.
Die praktischen Folgen sind unterschiedlich. Wo Einwanderer angeworben wurden, um einen zeitweiligen Arbeitskräftemangel zu überbrücken, erhielten alleinstehende Männer einen Arbeitsvertrag, während Frauen absolut ausgegrenzt wurden. Dadurch wollte man verhindern, daß eine "minderwertige Rasse" sich niederlassen und vermehren könnte."(a.a.O. S. 117f)

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Most recent revision: April 07, 1998

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